häusliche Gewalt: Sie war’s! Frauen als Täterin

Backrepezept für Geschlechtersymmetrie liefert Ergebnisse nach Plan

Am 27. Mai erschien der Artikel „Körperliche und psychische Gewalterfahrungen in der deutschen Erwachsenenbevölkerung“ im Rahmen der ersten Welle der Studie zur Gesundheit Erwachsener  in?Deutschland?(DEGS1). Spiegel-Online stürzte sich drauf, Maskulioten jubilierten.

Nach vielen Facepalms und Headdesks: genauer hingeschaut.

Inhalt des Artikels: Quantifizierung von Gewalterleben und –handeln  der Deutschen.

Und dann wurde es lustig. Zumindest für Menschen mit Methoden-Faible.

 

Wir basteln uns eine Studie

Ein konzises, aussagekräftiges und Survey-geeignetes Screening-Instrument zu Gewalterfahrungen wurde in der Vorbereitungsphase trotz intensiver Literaturrecherche nicht gefunden.

Err, talking bullshit. much?

Instrumente gibt’s genug, u.a. in den unzähligen Studien, die die bösen Feministinnen immer wieder verschwinden lassen.

[From the binders we came, in the binders we shall hide them!]

 

Was eventuell noch nicht existierte: Ein Instrument, mit dem sich die Realität so brachial einfach verzerren lässt.

Daher wurde im RKI mit beratender Unterstützung der Universität Bielefeld [Anm.: vermutlich ist dies der Grund für die Danksagung an Monika Schröttle] ein Screener zu körperlicher und psychischer Gewalt entwickelt und im Pretest des DEGS1 erfolgreich getestet.

Pretest? doing da beta?

In dieser repräsentativen, deutschlandweit mit hohem Aufwand durchgeführten Studie wird ein Instrument verwendet, das noch mitten in der Entwicklung steckt, von dem weder eine Bezeichnung angegeben, noch auf Daten verwiesen wird, anhand derer sich die Güte beurteilen lässt. Manual? Review? Irgendwas??

Es wird lediglich eine Validierungsstudie angeführt, die in der Auswertung sei. In Düsseldorf.

 

Driiiiing!! Smells like Klüngel – who is who und wer mit wem

Wo? Im Institut für psychosomatische Medizin  und Psychotherapie in Düsseldorf. Hier ist auch der Drittautor der „Untersuchung“ beschäftigt. Ui. Der letztes Jahr, zusammen mit Institutsleiter Matthias Franz, den nicht ganz unstrittigen Männerkongress 2012: „Scheiden tut weh“ ausrichtete. Veranstaltungsort: Universität Düsseldorf. Praxispartner: Akademie für Psychanalyse und Psychosomatik Düsseldorf (Vorsitzender: Matthias Franz) und Agens e.V.

[Achtung, the links are getting rather disgusting]

Eckert Kuhla, der 1. Vorsitzende von Agens hielt die Eröffnungsrede des Kongresses. Da „kein Agens ohne Amendt“, hielt auch dieser eine Präsentation hielt, inkl. der üblichen Straus-Huldigungen

Ebenfalls auf diesem Kongress vertreten: der Erstautor und vermutlich Projektleiter der Entwicklung des Screening: Soziologe R. Schlack. Seine Präsentation besingt einen nahezu deterministischen Zusammenhang zwischen fehlendem Bio-Vater und gesundheitlicher und sozialer Verwahrlosung.

Auf der Kongress-Seite wird auch das aktuelle Buch des Drittautors vorgestellt, dass er zusammen mit seinem Institutsleiter und Vorsitzendem der Akademie für Psychoanalyse und Psychosomatik herausgibt: „Neue Männer – muss das sein“. Autorinnen des Sammelbands: lauter bekannte Namen der deutschen Maskulistischen Bewegung.

 

Zurück zum halbgaren Screening-Tool:

WAS wird denn überhaupt gemessen?

Ganz viel Gewalt. Aber nicht in der Erhebung.

Zu Beginn des Artikels  heißt es, dass unter Gewalt lt. Selg et al. schwere Formen von Aggression zu verstehen seien, bei denen zusätzlich zu einer Schädigungsabsicht ein psychisches oder physisches Machtgefälle zugrunde liegt. Dies findet aber keinen Eingang in die Untersuchung selbst. Dort wird eingeleitet mit:

Manchmal werden Menschen angegriffen, geraten in körperliche Auseinandersetzungen oder machen Erfahrungen, die sie als verletzend oder belastend empfinden. In den folgenden Fragen geht es um diese speziellen Erfahrungen in Ihrem Alltag.

Die versteckte Definition

Begriffe wie Schädigungsabsicht, Machtgefälle, – oder von anderen Autor*innen postulierte zentrale Merkmale von Gewalt sucht man vergeblich. Denn: Der Gewaltbegriff wurde in der Überleitung zu den Fragen explizit vermieden (1), schreibt der Autor. Dafür sei aber eine gängige Definition häuslicher Gewalt in der gestellten Frage enthalten(2), und nennt als Quellenangabe die Schröttle-Umfrage; vermutlich erleichtert, diese untergebracht zu haben.

[Anm.: (1) dafuq? (2) y f’in kiddin me!]

 

Ergebnis: die definierenden Fragen:

Haben Sie in den letzten 12 Monaten erlebt, dass jemand Sie körperlich angegriffen hat (zum Beispiel geschlagen, geohrfeigt, an den Haaren gezogen, getreten, mit einer Waffe oder mit einem  Gegenstand bedroht)?

Ähnlich bei psychischer Gewalt:

Sind Sie in den letzten 12 Monaten durch irgendeinen Menschen abgewertet worden (z. B. bezüglich Ihres Aussehens, Ihrer Art, sich zu kleiden, Ihrer Denk-, Handlungs- oder Arbeitsweise oder möglicher Behinderungen)? Oder wurden Sie beleidigt, beschimpft, bedroht, schikaniert oder unter Druck gesetzt?

Für ‚Ja‘ gibt’s ein +1 auf der jeweiligen Skala. Dabei ist wohl egal, was wie häufig getan wurde. Ob eine Drohung mit dem Pfannenwender oder mit Mr. Smith & Wesson unterstrichen wird, eins einen Meter weit oder quasi direkt in die Notaufnahme geschaubst wurde: das macht keinen Unterschied. +1 = +1

Ebenfalls erhoben: Setting und Agressor*in, sowie Belastung durch das Erlebte bzw. die empfundene Reue.

 

Backe-backe-binary: FERTIG!

Und schon hat man einen binären Datensatz aus dem Nichts gestampft, der drei Schubladen vorsieht: Opfer, Täter und Nix.

Etikett: „häusliche Gewalt“. Geschlechtersymmetrisch.

 

Von nun an herrscht hier Gewalt!

Wurde zunächst von Gewalthandlungen gesprochen fallen später im Text zunehmend die Begriffe Partnergewalt und häusliche Gewalt, von der Frauen ganz viel ausüben, und unter der Männer ganz schrecklich viel mehr leiden. Tatsächlich erhoben wurde jedoch nur, ob in den vergangenen 12 Monaten die in den Fragen genannten Handlungen im eigenen Verhalten oder Erleben auftrat.

Weil aber die Fragen ja viele von den Worten enthielten, die auch in den Definitionen der Schröttle-Studie stehen scheint es den Autoren legitim, fortan von häuslicher Gewalt zu sprechen und im Anschluss zu wiederholen, teilweise zu übertrumpfen, was die verehrten – in der Literaturliste genannten – Vordenker*innen seit Jahren verkünden: Meet Straus, Archer, Dutton, Fiebert, Coker, Gelles, Cunradi, Caetano, Schafer, Tjaden & Thoennes, Carney, Buttell & Friends.

 

Meine Mama hat mal gesagt „Zeige mir Deine Freunde, und ich sage Dir, wer Du bist“. Passender: „(Nicht nur) Deine Literaturliste zeigt, wessen Geistes Kind Du bist“.

Diese zu wütenden Männern herangewachsenen Kinder leiten heute Kliniken, bilden Psychoanalytiker*innen aus, und verzerren die öffentliche Meinung. Gezielt, unter dem Siegel eines der renommiertesten deutschen Forschungsinstitute, und steuerfinanziert.

Der Rest ist Entsetzen.

to be continued

Im nächsten Teil: Mythbusting bei Misogyniotens – Das Geschlechtersymmetrie-Strickmuster, aufgeribbelt an zwei Fragen:

(1) WEN fragst Du? – Die Selektivitätseffekte von Dunkel- und Hellfeldstudien.

(2) WISU tun sie su? – Unterschied zwischen Gewalt in der Partnerschaft und Partnerschaftsgewalt

Leseempfehlungen

[bitte Aktualisierungen vorschlagen] Andrej Holm hat in Der Freitag das angediente Zahlenmaterial unter die Lupe genommen und kommt u.a zu dem Schluss, dass das vermeintliche Tabu auch schlichtweg empirische Irrelevanz sein könnnte.