Verschiedene Formen von Beziehungsgewalt

„aber geschlagen hat er mich nie“ – Häusliche Gewalt wird verkannt

Gewalt bedeutet nicht, dass geschlagen wird. Es gibt verschiedene Gewaltformen in Beziehungen, körperliche Gewalt ist nur eine davon.

Partnerschaftsgewalt äußert sich meist in verschiedenen, subtileren Formen, die oft in Kombination miteinander auftreten.

Ob sichtbare oder unsichtbare Gewalt, sie hinterlässt Spuren und richtet immense Schäden bei den Betroffenen – und deren Kindern – an.

Besonders in Paarbeziehungen ist es dem Täter durch räumliche Nähe, gemeinsamer Verpflichtungen, gemeinsamen Kindern, Zusammenlegung/Verwaltung von Finanzen und emotionaler Beziehung zur Betroffenen möglich ein breites Spektrum von Gewalt auszuüben.

 

Kategorien und Beispiele für Gewalt in Paarbeziehungen

Verbale Gewalt

  • beleidigen
  • Beschimpfen
  • ständiges Kritisieren
  • anschreien
  • demütigen
  • abwerten
  • drohen – „Wenn Du (nicht)…, dann werde ich (nicht)…“
  • MEHR

Psychische/emotionale Gewalt

  • permanente Abwertung
  • als „Witze“ getarnte Kränkungen
  • ständige Schuldzuweisungen/Beschuldigungen
  • Einschüchterung
  • bewusstes Ignorieren
  • ständige Kontrolle
  • emotionale Erpressung
  • Essensentzug / Kontrolle der Ernährung
  • Verurteilungen
  • absichtliches Leugnen – „das habe ich nie gesagt“, „das habe ich nie getan“, „ich habe Dich nicht verletzt“
  • Verdrehen von Tatsachen
  • absichtliches Kränken/Verletzen
  • Verbote
  • MEHR ERFAHREN

Soziale Gewalt

  • Isolation
  • Kontrolle der sozialen Kontakte
  • „Vergraulen“ von Freunden/Familie
  • Sabotage von Kontakten
  • Kontaktverbote
  • Einsperren / „ans Haus fesseln“
  • Missachtung der Privatsphäre (eMails, Handy, Telefonate kontrollieren)
  • Verbreitung von Gerüchten/Lügen („sie ist verrückt/hysterisch/ krankhaft eifersüchtig“)
  • MEHR ERFAHREN

Ökonomische Gewalt

  • Kontrolle der Finanzen
  • Geld verweigern/wegnehmen
  • Zuteilung des Geldes
  • Verweigerung des Kontozuganges
  • Arbeitsverbot
  • Sabotieren von Arbeit / Ausbildung (z.B. durch Verweigerung der Kinderbetreuung, ständige Anrufe / Kontrollbesuche am Arbeitsplatz)

Sexualisierte bzw. sexuelle Gewalt

  • sexueller Druck („ich habe ein Recht auf Sexualität, auch wenn es zwischen uns sonst ’nicht gut läuft'“)
  • Nötigung zu Sexualpraktiken
  • ungewollte sexuelle Berührungen
  • Verbreitung / Veröffentlichung von intimen Bildern
  • MEHR ERFAHREN

Physische (körperliche) Gewalt

  • Einsperren
  • Aussperren
  • Festhalten
  • Schubsen
  • Anspucken
  • Gewalt gegen Haustiere und Gegenstände
  • Androhung von Gewalt
  • Schlagen
  • Treten
  • Würgen

Von allen Formen, Gewalt gegen die Partnerin auszuüben ist ausschließlich körperliche Gewalt eindeutig als Gewalt erkennbar. Dies allerdings auch nur dann, wenn sie direkt gegen die Partnerin gerichtet ist!

Entgegen dessen, was in den Medien vermittelt wird, ist Partnerschaftsgewalt sehr viel mehr als Schläge. Während die Gewalt als solche nicht erkannt wird, sind deren Folgen sehr viel sichtbarer. Da deren Ursache aber nicht sichtbar ist, erleben Betroffene sich selbst als „mangelhaft“.

Non-physische Gewalt ist nicht als „weniger schlimm“ oder weniger schmerzhaft einzustufen. Zwar kommt es nicht zu unmittelbaren sichtbaren Verletzungsfolgen; die entstehenden Belastungsfolgen sind aber ebenso hoch wie die durch andere Gewaltformen.

Partnerschaftsgewalt kann sich nicht nur in dramatischen – und damit von außen erkennbaren – Ausbrüchen, sondern vielmehr auch in vielen kleinen, sukzessive zunehmenden Angriffen auf die Wahrnehmung, das Selbstwertgefühl und die Würde der Betroffenen äußern.

Psychische Gewalt führt im Zeitverlauf nicht zwangsläufig zu körperlicher und/oder sexueller Gewalt, – sie geht dieser aber immer voraus und im Fortgang der Beziehung weiterhin mit dieser einher.

Erfahren Sie mir über die Facetten von Partnerschaftsgewalt…

 

Eine (leider notwendige) Abgrenzung

Aus verschiedenen Gründen melden sich regelmäßig Frauen im Forum an, die unglücklicherweise mit Menschen liiert waren, die sich in der Beziehung schlecht verhalten haben, aber keine Gewalt im Sinne dieser Seite ausgeübt haben. Es ist uns wichtig, dass diese Frauen ihre belastende Partnerschaft nicht als Misshandlungsbeziehung umdeuten. Uns ist sehr bewusst, dass schwierige Partnerschaften, Trennungen oder Verlassen der Beziehung seitens des Partners immense Schmerzen verursachen. Dennoch weisen wir darauf hin dass ein Unterschied besteht zwischen Gewalttätern/Misshandlern und anderweitig enttäuschenden/verletzenden Partnern. Typische Kennzeichen eines „schlechten Partners“, der jedoch kein Misshandler ist:

  • Fremdgehen
  • Verweigern von Nähe und Fürsorge
  • Verlassen wegen einer anderen (oft jüngeren) Frau
  • Empathielosigkeit

Wir wissen, dass Frauen, die mit solchen Männern zusammen waren vor, während und nach der Trennung leiden. Allerdings ist insbesondere diesen Frauen nicht damit gedient, ihre negativen Beziehungserlebnisse insofern umzudeuten, als dass aus dem lieblosen Fremdgänger ein Gewalttäter gemacht wird. Trennungs-Betroffene finden u.a. in folgenden Foren Unterstützung und Kontakte: