Psychische Gewalt & Emotionale Misshandlung II: Typische Verhaltensmuster eines gewalttätigen Partners

Hinweis: Die Vorlage dieses Textes stammt aus einer heute nicht mehr existierenden MSN Group

 

Wahrheit und Lüge

Der pathologische Lügner ist irreführend, – und dabei unendlich überzeugend. Es fällt ihm leicht, sich der Verantwortung für seine Unwahrheiten zu entziehen. Droht man, ihm „auf die Schliche zu kommen“, schafft er es immer wieder, – oft unter Einsatz weiterer Lügen, sich aus der Affäre zu ziehen. Seine vermeintlich objektive Erinnerung dient nur einem Gebieter: ihm selbst. Besteht kein anderer Ausweg, streitet er alles ab: „Du bist verrückt, verkehrt, hast die Realität verloren“.

Gegenmaßnahmen: Verifiziere seine Aussagen – woanders. Vertraue ihm nichts an, was er gegen Dich verwenden kann – er wird es tun! Lass Dich nicht in Diskussionen verstricken oder stelle weitere Fragen – er wird Dir einfach nur noch mehr Lügen erzählen. Geh.

 

Vereinbarungen

Du schlägst Veränderungen vor, er stimmt zu. – Und tut trotzdem oft das Gegenteil des Vereinbarten. Schlimmer noch: Er schafft es letztendlich immer wieder es so hinzudrehen, dass Du die Schuld am „Vertragsbruch“ trägst.

Gegenmaßnahmen: Gehe davon aus, dass er sich nicht an getroffene Vereinbarungen halten wird. Habe immer einen „Plan B“ im Hinterkopf. Sichere Dich finanziell und emotional außerhalb der „Partnerschaft“ ab.

 

Höhenflüge

Er will an die Spitze – und schafft es auch. Widerstände werden niedergepflügt oder eliminiert, egal mit welchen Mitteln. Er ist charismatisch, eloquent und fachspezifisch intelligent. Jedes Mittel ist Recht, damit er seine Ziele erreicht: Unterstützung, Ausbeutung und Angriff. Um an der Spitze zu bleiben setzt er stählerne Kontrolle und seine immensen manipulativen Fertigkeiten ein und nutzt die mit seiner Position verbundene „Macht“ schamlos aus. Weitere beliebte Strategien zum Machterhalt: Verrat, Intrigen, Terror. Dieser Typus ist oft übermäßig misstrauisch und/oder paranoid.

Hinweis: Dieses Verhalten spielt sich eher im beruflichen Bereich des vermeintlichen „Partners“ ab. Schau Dir das berufliche Verhalten Deines Partners an – findest Du Ähnlichkeiten?

 

Sexualität und Macht

Vielleicht ist Dein “Partner” hypersexuell. Pornographie, Masturbation, scheinbar endlose sexuelle Bedürfnisse – die allesamt befriedigt werden “müssen”. Er nimmt, was er bekommen kann, – und will noch mehr. Er versucht, Dich in immer ausgefallenere sexuelle Aktivitäten zu verwickeln. Funktionierst Du nicht, bist Du „frigide“. Oder aber er setzt den Entzug von Sexualität und Zärtlichkeit als „Strafe“ und Druckmittel ein.

Gegenmaßnahme: Rechne mit sexueller Ab- und Entwertung. Rechne damit, dass er Deine Sexualität gegen Dich einsetzt. Pack Deine Koffer und geh.

 

Das Spiel mit der Schuld

Er übernimmt keine Verantwortung, zumindest nicht langfristig. Wenn es tatsächlich einmal vorkommt, dass er ein eigenes Versagen nicht verdecken kann, fällt es ihm leicht, die Schuld bei jemand anderem, in erster Linie bei Dir zu finden.

Gegenmaßnahme: Lerne, seine Projektionen als solche zu erkennen. Zieh Dir den dargebotenen Schuld-Schuh nicht an. Lass ihn seine Scherben selber aufkehren, es ist nicht Dein Job, dies zu tun.

 

Gewalt

Gewalttätige Ausbrüche sind oft an der Tagesordnung, anfangs oft „nur“ verbaler und emotionaler Natur, im späteren Verlauf setzt er vielleicht auch physische Gewalt ein. Er greift, oft ohne Vorwarnung an, macht Dich nieder, verletzt Dich im Innersten. – Und schiebt die „Schuld“ für seine Ausbrüche Dir oder anderen Opfern in die Schuhe. Du „machst“ ihn aggressiv, „zwingst“ ihn zu Rache oder Gegenmaßnahmen. Seine Impulskontrolle ist miserabel. Während seiner „Ausbrüche“ zeigt er keine Angst, anschließend auch keine wirkliche Reue. Hintergrund (häufig): Seine Angst, dass Du ihn betrügen, demütigen oder sanktionieren könntest. Oft sind seine Attacken ein Präventivschlag um der oftmals eingebildeten Bedrohung zu entgehen. Er drangsaliert Dich, belästigt Dich, tanzt auf Deinen Nerven Tango; jedes Mittel ist Recht um Deine Aufmerksamkeit und eine Reaktion auf sein Selbst zu erhalten. Nach außen hin konstruiert er ein falsches Bild von Dir und stellt es dar, als seist Du diejenige, die ihn terrorisiert und drangsaliert. Warnung: Er wird wahrscheinlich immer gefährlicher und unkontrollierter werden. Die Rechte anderer Menschen interessieren ihn herzlich wenig, seine vermeintliche Reue ist gespielt.

Gegenmaßnahmen: Bring Dich in Sicherheit. Suche Dir Hilfe von außen. Kenne die Anschrift des nächsten Frauenhauses.

 

Manipulation und Kontrolle

Menschen werden gegeneinander ausgespielt. Er kontrolliert, dosiert und minimiert den Kontakt zwischen seinen Verbündeten und seinen Opfern. Mittels seiner oft brillanten rhetorischen Fähigkeiten schafft er es, Worte und Taten in dem für ihn nützlichen Licht erscheinen zu lassen. Sein Charisma ermöglicht ihm, seinen Willen oft ohne große Anstrengung durchzusetzen. Er isoliert Dich, indem er langsam und zunächst unauffällig sein soziales Netzwerk untergräbt, und Dich in kleinen Schritten von Freunden und Familie isoliert. Jedes Mittel ist ihm recht, um die Kontrolle über sein Umfeld, insbesondere über Dich zu behalten. Er ist rücksichtslos, endlos fordernd und grausam, – und schafft es sogar, dass Du dieses Verhalten erst erkennst, wenn es zu spät ist. Gleichzeitig erregt er Dein Mitleid und erscheint auf seine persönliche, zunächst unendlich liebenswerte Art bedürftig und verwirrt. Du fällst darauf herein und bist bereit, alles zu geben, damit es ihm gut geht, egal ob finanziell, emotional oder physisch.

Gegenmaßnahmen: Lerne. Lerne seine Strategien zu erkennen und für Dich zu entlarven. Besser noch: Geh so lange Du noch die Chance hast. Jeder Tag, den Du mit ihm verbringst isoliert Dich weiter, verstrickt Dich weiter in sein Netz.

 

Substanzmissbrauch

Alkohol und jegliche Art von Drogen sind seine ehemaligen oder gegenwärtigen Freunde. Er ist maßlos, oft auch in Bereichen wie Ernährung, Sport, Sexualität, seine scheinbar endlosen Bedürfnisse erfordern sofortige Befriedigung. Oft versucht er, Dich in seine Konsummuster hineinzuziehen, gerne auch, um Dich später für diesen Konsum abzuwerten oder Dir die Schuld für seinen Konsum zuzuweisen.

Gegenmaßnahme: Begib Dich nicht auf sein Niveau herunter. Mache das Wort „Nein“ zu einem festen Bestandteil Deines aktiven Vokabulars.

 

Anfängliche Seelenverwandtschaft

Er kam in Dein Leben wie ein Tornado, erhob Dich in die höchsten Höhen und Du erwähntest Dich am Ziel aller Wünsche. Er hatte die gleichen Werte wie Du, die gleichen Interessen, Ziele, Ansichten. Ihr hattet den gleichen Geschmack und Eure Gewohnheiten waren völlig aufeinander abgestimmt. Er bewunderte Deinen Intellekt, Deine Ambitionen und Ziele, Deine Ehrlichkeit und Deine Aufrichtigkeit. Eure Bindung hätte nicht schneller gefestigt werden können. In der Anfangsphase wirkte er integer, hilfsbereit, tröstend und unendlich großzügig in seinen Idealisierungen Deiner Person. Er war besser als jede Droge, die Du Dir jemals hättest vorstellen können? Aber – wie lange blieb es so?

Es wird auch nie wieder so werden, egal wie lange Du hoffst und wartest. Aus dem charmanten Dr. Jekyll wurde unweigerlich der immer hässlicher werdende Mr. Hyde. Werfe einen Blick auf seine ehemaligen Opfer: seelisch gebrochen, oft finanziell ruiniert. Natürlich war es nie seine Schuld. Auch sie waren einmal seine idealisierten Seelenverwandten, bis er sich ihrer entledigte und einen neuen Seelenverwandten fand und finden wird. Vor Dir, nach Dir. Irgendwann entpuppt er sich als emotionaler Parasit, der Ritter in schimmernder Rüstung wird irgendwann zum Alptraum, von dem Du nur langsam heilst.

Gegenmaßnahmen: Sei wachsam. Den Ritter in schimmernder Rüstung gibt es meist nur im Märchen. Begib Dich in Therapie, falle nicht auf das schöne Bild herein. Höre auf zu hoffen, dass es wieder so wird wie früher. Dinge, die zu gut sind, um wahr zu sein, sind letztendlich oft nicht wahr.

 

Sadismus

Wenn Du diese Seite an Deinem Partner erlebst: Geh. Schnell. Jetzt. Dieser Typus lässt Dich an seinem seidenen Faden baumeln und scheint es beinahe zu genießen Deinen Schmerz zu sehen, während er Dich mit seiner Grausamkeit traktiert: emotional, physisch, finanziell, verbal. Er genießt seine Macht, seine Kontrolle.

Gegenmaßnahmen: Erkenne die Tatsache, dass Du sowohl mit Dr. Jekyll als auch mit Mr. Hyde lebst. Trenne Dich. Vermeide jeglichen Kontakt, erwirke notfalls eine einstweilige Verfügung. Er kennt Deine Schwächen, rechne damit, dass er sie gegen Dich ausspielt. Falle nicht auf seine Beteuerungen herein, dass er an sich arbeite, sich ändern würde und dass alles so werden würde wie früher. Vielleicht wird es das, letztendlich wird es aber meist immer schlimmer.

 

Wutausbrüche

Oft ohne oder mit nur geringfügigem Grund. Seine Überreaktionen sind oft bestenfalls kindisch, schlimmstenfalls gefährlich und meist einschüchternd. Sein Ziel: Kontrolle, Aufmerksamkeit und Nachgiebigkeit. Du bist verletzt und verwirrt und tust beinahe alles, um ihn zu besänftigen. Sein Ziel ist erreicht, Du trägst die Kosten. Deine Reaktionen auf seine Ausbrüche werden gegen Dich verwandt.

Gegenmaßnahme: Kontrolliere Deine Reaktionen. Strebe nach Unabhängigkeit. Geh nicht auf seine verbalen Attacken ein. Rechne damit, dass er Dich verletzt: verbal, emotional und letztendlich wahrscheinlich auch physisch. Geh.

 

Gehirnwäsche

Eine der gefährlichsten Waffen. Sein Charisma ermöglicht es ihm, Dich und andere zu manipulieren um seine Ziele zu erreichen. Das genaue Vorgehen ist individuell unterschiedlich. Wenn Du Dich fühlst als hätte jemand einen Eimer Kleister in Deinem Gehirn ausgeleert, war seine Gehirnwäsche erfolgreich. Du weißt nicht mehr, was wahr ist und was nicht. Seine Wahrheit regiert.

Gegenmaßnahmen: Informiere Dich über seine Strategien. Höre auf Deine innere Stimme. Geh.

 

Misstrauen und Paranoia

Oft und grundlos misstraut jedem und allem, in erster Linie Dir. Eine seiner größten Ängste ist es, von Dir bloßgestellt zu werden als das, was er wirklich ist. Fühlt er sich bedroht, kann er unberechenbar reagieren.

Gegenmaßnahmen: Versuche ihm keine Gründe zu liefern, Dir zu misstrauen. Natürlich ist dies langfristig nicht möglich. Daher: Geh.

 

Image ist alles

Er gibt gerne an. Mit seinen „Spielzeugen“, seinen Kindern, seinen Referenzen, seinen Leistungen, seinen materiellen Ressourcen – und anfangs auch mit Dir. Er braucht Bewunderung und Aufmerksamkeit, von Dir und seiner restlichen Umwelt. Er genießt den Neid der Anderen ebenso wie später Deine Angst vor ihm. Trotzdem ist es nie genug, seine Bedürfnisse nach positiver Spiegelung sind wie ein Fass ohne Boden. Er wechselt seine Masken um zu bekommen, was er so dringend braucht und erscheint im einen Moment grandios und arrogant, im nächsten Moment bedürftig und einsam. Nach außen hin spielt er die Rolle des perfekten, großzügigen und sensiblen Partners und Freundes. Nur wenige kennen sein „wahres Gesicht“.

Gegenmaßnahmen: Erkenne und ignoriere sein kindisches Verhalten. Erkenne sein Ziel: Aufmerksamkeit, Zuwendung und Bestätigung. Entscheide Dich: Gib ihm alles was Du brauchst (und verliere Dich dabei selber) – oder geh!

 

Der Heilige

Er hält sich für hochgradig moralisch, und andere für unmoralisch. Er lügt, betrügt, intrigiert, missbraucht, täuscht und manipuliert. Dich und Andere. Und trotzdem wird es immer wieder schaffen, die Dinge so zu verdrehen, dass er moralisch und Du unmoralisch bist.

Gegenmaßnahmen: Hör auf Deine innere Stimme. Wahrscheinlich predigt er Wasser und trinkt Wein.
Scheinbar harmlose Warnungen: Vielleicht hat er Dich am Anfang Eurer Beziehung gewarnt. „Du musst Dich vor mir schützen”, “pass auf, manchmal bin ich unberechenbar”. Es klang so offen, so fürsorglich. Und so ungefährlich. Eines Tages wirst Du Dich an diese Warnungen erinnern.

Gegenmaßnahme: Erkenne die Warnsignale. Geh.

 

Scheinbare Reue

“Ich habe mich so schrecklich verhalten. Ich bereue alles. Ich hasse mich dafür, Dich so wehgetan zu haben. Ich kenne mich selbst nicht mehr. Ich werde mich ändern. Ich mache es wieder gut. Ich liebe Dich über alles. All das wird nie wieder vorkommen! …. Du musst mir nur helfen, und Dich auch ändern.“

Ja, er kann so überzeugend wirken, und es ist so verlockend, ihm zu glauben. Deine Hoffnung, dass alles wieder so wird, wie es einmal war ist der Knopf, den er bei Dir drückt. Mit Erfolg.

Gegenmaßnahme: Glaube ihm nicht. Sprich mit Deinen Freunden, Deinem Therapeuten, mit anderen Betroffenen.