Auswirkungen und Folgen häuslicher Gewalt

Das Leben in und mit einer Misshandlungsbeziehung geht nicht spurlos an einem Menschen vorbei. Partnerschaftsgewalt hat schwerwiegende Folgen.

Aus einer Studie des Familienministeriums geht hervor, dass:

  • zwei Drittel aller Frauen, die in ihrer Beziehung physische Gewalt erleben, körperliche Verletzungen davontragen.
  • Bei einem Drittel dieser Frauen sind die Verletzungen so schlimm, dass ärztliche Hilfe in Aspruch genommen werden muss.
  • Zwei Drittel bis drei Viertel der befragten misshandelten Frauen leiden unter psychischen Beeinträchtigungen wie Niedergeschlagenheit, Schlafstörungen, Ängsten oder Selbstmordgedanken.

Direkte Folgen von Misshandlung

Frauen in Misshandlungsbeziehung leben in einem permanenten Alarmzustand, insbesondere, wenn sie mit dem Misshandler unter einem Dach leben: es gibt keinen Ort, an dem sie „sicher“ sind. Betroffene neigen dazu, ihr Verhalten massiv zu kontrollieren, in dem ständigen Bemühen, den „Partner“ nicht zu verärgern oder anderweitig zu Ausbrüchen beizutragen. Dieser Alarmzustand hat sowohl körperliche als auch seelische Auswirkungen.

Zu den häufigsten (psycho)somatischen/körperlichen Auswirkungen gehören:

  • Herz- und Kreislaufprobleme
  • Kopfschmerzen
  • Magengeschwüre
  • Verdauungsprobleme
  • Unterleibsentzündungen
  • Verspannungen/Rückenprobleme
  • ein allgemein herabgesetzer Immunstatus, der zu einer erhöhten Anfälligkeit für Krankheiten führt

Zu den häufigsten psychischen Auswirkungen gehören:

  • Depressionen
  • Antriebslosigkeit
  • Schlafstörungen und Alpträume
  • Überspanntheit verbunden mit zunehmender Erschöpfung. Der permanente Alarmzustand kann zu einem Burn-Out-Syndrom führen.

Vielen Betroffenen fällt es zunehmend schwer, selbst normale Alltagshandlungen zu bewältigen: Organisation des Haushalts, Versorgung der Kinder und die eigene Pflege.

Fortlaufende Misshandlung kann die Symptome einer Posttraumatischen Belastungsstörung entstehen lassen. In der eigenen Partnerschaft misshandelt zu werden und sich dieser Misshandlung nicht enziehen zu können ist traumatisierend. Häufige Reaktionen auf derartige Traumata können sein: Schlafstörungen, extreme Gefühlsaufwallungen (unerklärliche Weinkrämpf, Wutanfälle), Depressionen, intensive Angst- oder Ohnmachtsgefühle ohne erklärlichen konkreten Auslöser.

Viele Betroffene versuchen, ihr Leid durch „Selbstmedikation“ zu lindern und greifen zu Alkohol und/oder verschreibungspflichtigen Medikamenten. Dies verschafft allerdings nur kurzfristige Linderung und führt langfristig zu Substanzmissbrauch und Abhängigkeit. – Und kann vom Misshandler als zusätzliche „Munition“ gegen die Betroffene verwendet werden.

 

Längerfristige psychische und soziale Auswirkungen

Misshandlung durch den eigenen Partner hat meist weitreichende und tiefgreifende Auswirkungen auf die Persönlichkeit der Betroffenen, ihr Gefühlsleben, ihr Selbstbild, ihren Selbstwert und ihre sozialen Kontakte.

Die meisten Misshandler verbringen viel Zeit damit, ihren Partnerinnen zu vermitteln, was an ihnen alles „falsch“ oder zumindest „nicht gut genug“ ist. Die Betroffenen sind ständiger – meist feindseliger – Kritik ausgesetzt. Meist werden sie zunehmend von Personen isoliert, die ihnen positive Rückbestätigung zukommen lassen könnten. Die Folge: auf die Betroffene prasseln fast ausschließlich Negativbotschaften ein. Sukzessive setzt sich das vom Misshandler aufgezwungene negative Selbstbild bei den Betroffenen fest, die Abwertungen des „Partners“ brennen sich ein, die Betroffene ist irgendwann überzeugt, unfähig und wertlos zu sein.

Weiteres Problem: Schuldgefühle. Die Betroffene fühlt sich verantwortlich für die Gewalt ihres Partners. Sie fühlt sich verantwortlich dafür, geblieben zu sein und jetzt nicht mehr gehen zu können. Sie fühlt sich verantwortlich dafür, die Ausbrüche des Partners nicht verhindern zu können. Sie wird dafür verantwortlich gemacht, dass sie misshandelt wird. Oft werden diese Schuld- und Versagensgefühle ungewollt durch wohlgemeinte Rat-Schläge des Umfeldes noch verstärkt.

Viele Betroffene kapseln sich auch nach der Trennung von sozialen Kontakten ab oder sind gehemmt, neue Kontakte einzugehen. Die Außenwelt wird als bedrohlich bis feindselig erlebt, die Betroffene selber erlebt sich weiterhin als minderwertig bis wertlos.

 

Hinweis: mehr und konkretere Informationen

Diese Übersicht über die Folgen von Partnerschaftsgewalt ist bewusst abstrakt gehalten. Informationen darüber, wie sich verschiedene Formen und Strategien der psychischen Misshandlung konkret auswirken können, sind in diesen Texten zu finden:

Misshandung erleben

Misshandlungsbeziehungen unterscheiden sich von "normalen" Partnerschaften in zentralen Kategorien, die nahezu das gesamte Miteinander abdecken. Diese Kategorien werden erläutert und anhand von Verhaltensbeispielen verdeutlicht. Erlebe ich Gewalt? MEHR ERFAHREN Abschrift einer Selbsterkundungsübung aus dem Buch "Neu anfangen nach einer Misshandlungsbeziehung". Deren Absicht: Überlebenden einen Eindruck vermitteln, wie tiefgreifend die Folgen und Auswirkungen der durch den "Partner" ausgeübten psychischen Gewalt ist. Lesenswert auch für Nicht-Betroffene! Folgen psychischer Gewalt MEHR ERFAHREN Beziehungsgewalt ist nur in den seltensten Fällen offensichtlich als solche identifizierbar. Äußerst sichtbar sind allerdings deren Auswirkungen und Folgen. Dieser Artikel ist eine Sammlung weit verbreiteter derartiger Folgen. Dass es sich um Gewaltfolgen handelt, wird fatalerweise oft verkannt. Stattdessen glauben Betroffene, dass mit ihnen etwas nicht stimmt.  Zum Verrücktwerden: Psychische und verbale Gewalt. MEHR ERFAHREN Psychische Gewalt ist weit mehr als Wutausbrüche, Geschrei und Beleidigungen. Sie erfolgt meist verdeckt, oft doppeldeutig. Dieser Artikel zeigt anhand von Beispielen zahlreiche Formen psychischer Misshandlung auf: Respektlosigkeit, Unhöflichkeit, Herablassung, Bevormundung, ständige Kritik, Verurteilung, beleidigende „Witze“, Lügen, „Vergessen“, Vertrauensbrüche, Fallen und Verzerrungen der Vergangenheit. Psychische Gewalt und emotionale Misshandlung MEHR ERFAHREN "Er will jede freie Minute mit mir verbringen", mag zunächst ebenso schmeicheln wie "ein bisschen Eifersucht". In Gewaltbeziehungen entwickelt sich daraus allerdings ein System erstickender Herrschaft und Kontrolle, dessen Zweck es ist, Dich von anderen Menschen abzuschirmen. Insbesondere von denen, die Dir helfen könnten, zu erkennen, was passiert. soziale Gewalt MEHR ERFAHREN